Umnutzung Ökonomiegebäude, Langenthal
Nutzung Wohnen (3 Wohneinheiten)
Bauherr Stockwerkeigentümerschaft Farbgasse 58a, Langenthal
Bauingenieur Fürst Laffranchi Bauingenieure GmbH [Aarwangen, CH]
Elektroingenieur Frey Electric [Triengen, CH]
Haustechnik HLK Gebr. Imbach AG [Fischbach, CH]
Holzbau schaerholzbau ag [Altbüron, CH]
Datum 2014–2016
Am Rande der Kernzone von Langenthal haben sich zwei Familien entschlossen ein unter Denkmalschutz stehendes Ökonomiegebäude zu kaufen. Es wurde vom angebauten Wohngebäude ab parzelliert und wurde so frei für eine Umnutzung. Das Ökonomiegebäude aus dem Jahre 1825 weist ein weitgehend original erhaltener Ständerbau auf. Die tragende Struktur wurde aus Eichenholz erstellt. Über dem massiven Erdgeschoss, mit seinem Natursteinsockel aus Jura Kalk, ist ein weit ausladendes Mansarddach zum Teil in Rieg-, zum Teil in Gim-Konstruktion. Auf der Nordseite gegen das Stadtzentrum ist eine weit vorkragende, auf Zopfbügen abgestützte Bühnislaube. Dieser, für seine damalige Zeit, sehr aufwendig gebauter Ökonomieteil und zusammen mit der zentrumsnahen Lage hat die zwei Familien bewogen eine Umnutzung in Angriff zu nehmen. Aus dem Stall wurden zwei 5 ½ Zimmer-Wohnungen über je drei Etagen und ein Architekturbüro im Erdgeschoss. Das Büro ist so konzipiert, dass es auch als Wohnung um genutzt werden kann. Das ehemalige Bauernhaus vereint auch nach der Umnutzung wieder Wohnen und Arbeiten unter einem Dach. Eine brachliegende Parzelle, mit einer baufällig unter Schutz stehender Scheune wurde um genutzt, verdichtet und zu neuem Leben erweckt.
Ein Anspruch des architektonischen Entwurfs war es auch nach dem Eingriff im Innern die bestehende Struktur zu erhalten und zu erleben, aber auch die Größe des Volumens zu spüren. Um dieses Ziel zu erreichen wurden die Schlafzimmer im 2. Obergeschoss frei in das Volumen gehängt mit einer gebührenden Distanz zur neuen gedämmten Fassade aber auch zwischen den Zimmern, so entstanden die so genannten «Schlafboxen». Mit diesem Entwurfskonzept wurden 2 geschossige Räume kreiert aber auch interessante Durchblicke geschaffen, wie zum Beispiel vom 1. Obergeschoss bis zur First hinauf. Das Volumen wird somit neu erlebbar und es entstand ein dreidimensionales Raumgefüge mit vertikalen, diagonalen und horizontalen Durchblicken. Das weit ausladende Dach ist für die Belichtung der oberen Räume nicht ideal, dies wurde jedoch mit je einem Glas Band in der Ost- und Westfassade in der unteren Dachfläche gelöst. Da die Räume im 2. Obergeschoss die innere gedämmte Fassade nicht berühren dringt auch die Sonne bis ins 1. Obergeschoss hinein, trotz riesigem Vordach. Dadurch entsteht auch eine interessante Schichtung der verschiedenen Elemente: bestehendes Dach, bestehende Fassadenkonstruktion, neue gedämmte Fassade und die innere Fassade. Diese Schichtung wird durch gezielt gesetzte Fenster im Innern auch erleb- und sichtbar gemacht.
Das bestehende Gebäude wurde so belassen wie es ist und nur wo wirklich notwendig, mit neuen jedoch originalen Materialien, ersetzt. Das neue Haus wurde in vorfabrizierten Holzelementen geplant und gebaut, um danach auf der Baustelle Millimeter genau durch die alte Struktur neu hinein zu stellen. Es wurde darauf geachtet, dass größten Teils einheimische Materialien verwendet wurden: Eiche aus dem Jura, Konstruktions- und Schalungsholz aus dem Emmental, Lehm aus einem Nachbardorf, Dämmung aus reziklierter Zellulose umso dem Anspruch der Nachhaltigkeit gerecht zu werden.